Der Verein Wirtschaften am Land präsentiert gemeinsam mit dem Schweizer
Bauernverband ein Positionspapier zu Fleischimitaten aus dem Labor aus Sicht
der österreichischen Landwirtschaft.
Bis 2050 leben laut FAO etwa 10 Milliarden Menschen auf der Erde, deren Versorgung mit
Lebensmitteln sichergestellt werden muss. Von Großkonzernen werden künstlich
erzeugte Fleischimitate als Zukunftslösung für Ernährungssicherheit, Klimaschutz und
Tierwohl gesehen. Der Verein Wirtschaften am Land ist diesen Versprechen auf den
Grund gegangen und hat mit aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen ein
Positionspapier aus Sicht der österreichischen Landwirtschaft erstellt, das der Obmann
des Vereins „Wirtschaften am Land“ DI Josef Plank, der Obmann des Agrar-
Ausschusses im Österreichischen Parlament Abg.z.NR DI Georg Strasser, und der
Direktor des Schweizer Bauernverbandes Martin Rufer vorstellten.
Plank: „Die Versprechen der großen Hersteller bröckeln.“
„Wir müssen besser, ökologischer und effizienter in der Produktion werden, dürfen dabei
aber den Blick auf das Ganze nicht verlieren. Forschung und Entwicklung bleiben enorm
wichtig. Die Herstellung künstlicher Fleischimitate wirft sowohl ethische als auch
ökologische und soziale Fragen auf“, betont Plank.
Ein Dilemma ist dabei die Herstellung, erklärt Plank: „Für eine effiziente Produktion
braucht es ‚fötales Kälberserum‘, also Blut, das Kälber-Föten entnommen wird, wobei
Mutterkuh und Kalb sterben. Die Versprechen können aus tierethischer Sicht nicht
gehalten werden.“ Zudem müssen bei Fleischimitaten natürliche Funktionen wichtiger
Organe durch externe Energiequellen kompensiert werden. „Dadurch werden bis zu 25-
mal mehr CO2-Äquivalente freigesetzt als bei natürlich hergestelltem Fleisch“, führt
Plank aus. Das Argument, dass künstlich erzeugte Fleischimitate weniger CO2
verursachen als natürliches Fleisch, ist kaum haltbar.
„Im Angesicht dieser Herausforderungen hinterfragen wir die Versprechen der wenigen
Großinvestoren und Konzerne, in deren Hände die Produktion von künstlich erzeugten
Fleischimitaten liegen. Hier geht es um Arbeitsplätze und Wertschöpfung im ländlichen
Raum, die wegzufallen drohen. Wir fordern auf, jene Ressourcen zu nutzen, die uns zur
Verfügung stehen“, so Plank abschließend.
Rufer: „Wiederkäuer machen Grünland für menschliche Ernährung nutzbar.“
„Im Sinne der Transparenz gegenüber den Konsumenten muss klar gesagt werden, was
Fleischimitate aus dem Labor sind: Es sind künstlich und industriell, im Labor hergestellte
Produkte. Damit stehen die Produkte im völligen Wiederspruch zur Ausrichtung der
Landwirtschaft in den Alpenländern: Diese setzt auf eine naturnahe Produktion und will
damit die Konsumentinnen und Konsumenten begeistern“, erklärt Rufer.
„In der Schweiz besteht die von der Landwirtschaft bewirtschaftete Fläche zu 70% aus
Grasland. Nur Dank den Wiederkäuern – insbesondere den Rindern – können wir dieses
Land für die Humanernährung nutzen und gleichzeitig eine attraktive Kulturlandschaft
schaffen. Dieser Aspekt gilt es in der Debatte um Fleischimitate aus dem Labor zu
berücksichtigen“, führt Rufer aus.
Strasser: „Der Konsument muss wissen, was er in der Hand hält.“
„Wir fordern einen faktenbasierten Dialog mit der Gesellschaft und wehren uns gegen
die Gleichstellung der natürlichen Produkte unserer Bauern mit künstlich erzeugten
Nahrungsmitteln“ betont Strasser.
Konsumenten müssen erkennen können, was sie kaufen: „Wir setzen uns für eine klare
Kennzeichnung von Fleischimitaten in Europa ein. Es braucht wissenschaftsbasierte
Antworten welche Auswirkungen Fleischimitate auf die landwirtschaftlichen
Wertschöpfungsketten, unsere Kulturlandschaft sowie Klima und Umwelt haben. Den
unreflektierten Feldzug gegen das Naturprodukt Fleisch lehnen wir ab “, so Strasser.
Positionspapier zu „Künstlich erzeugten Fleischimitate aus dem Labor“