35 kg Brot und 13,5 kg Gebäck verzehrt der Österreicher laut Gesellschaft für Konsumforschung jährlich. Der Regionalitäts-Check von Wirtschaften am Land und dem Wiener Bauernbund nahm Brot und Gebäck genau unter die Lupe – von der Kaisersemmel bis zum Krustenbrot. „Die Ergebnisse sind erschreckend. Lediglich 32% der Produkte aus dem Brotregal und den beliebten Selbstbedienungsboxen im Supermarkt wurden nachweislich mit Getreide aus Österreich hergestellt. Ganze 58%, also drei von fünf Produkten, sind mit keiner Herkunftsangabe versehen“, so die Wiener Bauernbund-Direktorin und Bundesrätin Elisabeth Wolff, MSc. Insgesamt wurden 250 Brot- und Backwaren der größten Lebensmitteleinzelhändler und Discounter in Wien untersucht.
„Beim Supermarkt-Semmerl braucht es mehr Transparenz“, sagt ÖVP-Landwirtschaftssprecher DI Georg Strasser. „Der Regionalitäts-Check hat gezeigt, dass noch massiver Handlungsbedarf besteht. Deshalb fordern wir eine flächendeckende Ausweitung des AMA-Gütesiegels auf Brot und Gebäck. Damit verhindern wir das Katz‘-und-Maus-Spiel des Handels auf Kosten der Konsumenten und unserer Bauernfamilien. Das AMA-Gütesiegel ist ein Garant für kontrollierte Herkunft aus Österreich und gibt den Konsumenten Sicherheit beim Einkauf. Das ist die Lebensversicherung für alle entlang der Wertschöpfungskette – vom Bauer über den Müller und Bäcker bis zum Konsumenten“, so Strasser.
Der Selbstversorgungsgrad bei Getreide liegt in Österreich bei 94%. „Dass nicht einmal jedes dritte Brot und jede dritte Semmel nachweislich mit österreichischem Getreide hergestellt wurde, wirft Fragen auf. Im krassen Gegensatz dazu: Laut einer AMA-Umfrage erwarten sich 70% der befragten Konsumenten beim Kauf eines ‚österreichischen‘ Brotes, dass darin auch heimisches Getreide enthalten ist. Anstatt diesem Wunsch nachzukommen, wird es Konsumenten schwer gemacht, regionale Rohstoffe von Importware zu unterscheiden“, bemängelt Wolff.
Oft bekommen Brot und Gebäck die verwirrende Deklaration ‚mit Mehl aus Österreich‘. Das deutet aber nur auf den Ort der Vermahlung und nicht auf den Anbau des Getreides hin. „Wird ausländisches Getreide in Österreich vermahlen, kann der Handel das Semmerl schon mit der Bezeichnung ‚Mehl aus Österreich‘ deklarieren“, kritisiert Wolff. Selbiges gilt bei den beliebten Angaben ‚Hergestellt in Österreich‘ oder ‚Gebacken in Österreich‘. Auch geografische Angaben, wie etwa die ‚Österreichische Kaisersemmel‘, sagen nichts über die Herkunft des Getreides aus – hier geht es nur um die Rezeptur.
Wolff und Strasser nehmen die Supermärkte und Discounter in die Pflicht: „Konsumenten verdienen bei Brot und Gebäck mehr Transparenz im Regal. Das ist nur fair gegenüber unseren Bauernfamilien, die zu höchsten Standards Getreide anbauen. Mehr Österreich im Brot und Gebäck garantiert uns auch in Zukunft Versorgungssicherheit mit heimischem Getreide.“