Der Bauernhof als Energiezelle

Bis 2030 soll Österreich mit 100% Ökostrom versorgt werden. Landwirte können dabei zu Energiewirten werden.

Bis 2030 soll Österreich national bilanziell mit 100% Ökostrom versorgt werden. Von diesem Ziel ist Österreich im Jahr 2021 noch weit entfernt. Neben Ökostrom aus Biomasse, Windenergie und Wasserkraft sollen vor allem Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) Österreich mit Riesenschritten über die Ökostrom-Ziellinie befördern. Das Ziel ein Plus von insgesamt 27 Terrawattstunden (TWh) bei den Erneuerbaren Energien, welches mit folgenden Ausbauzielen erreicht werden soll:

Was es dazu braucht? Fläche!

Als Eigentümer von Grund und Boden haben Bauernfamilien die Hebel in der Hand. Sie bieten das Fundament für die Erzeugung von sauberem Ökostrom. Nur mit Dachflächen auf Stallgebäuden für Photovoltaik-Anlagen, landwirtschaftlichen Nutzflächen für Windräder oder aktiv genutzten Wäldern für Energie aus Biomasse kann Österreich seine Klimaziele bis 2030 erreichen. Das laut Regierungsprogramm innerhalb von zwei Jahrzehnten angestrebte Phasing-out fossiler Energieträger aus dem Energie- und Wirtschaftssystem ist realisierbar, wenn Bauernhöfe zu regionalen Energiezellen werden. Damit sind Bauernfamilien beim Schutz unseres Klimas ein wesentli cher Teil der Lösung.

Das Potenzial der Energiezelle Bauernhof am Beispiel Photovoltaik erklärt: Von den Plus 27 TWh Ökostrom bis 2030 sollen 11 TWh allein aus PV-Anlagen kommen, wobei auf die Priorisierung „Dach vor Doppelnutzung vor Freifläche“ bei der Errichtung von PV-Anlagen zu achten ist:

1. PV-Anlagen auf Dachflächen: Stallgebäude, Maschinenhalle oder Dach vom Bauernhaus

2. PV-Anlagen mit landwirtschaftlicher Doppelnutzung: Weidehaltung mit Paneele und Modulen für Beschattung oder Anbau von Gemüse und Obst zwischen den PV-Paneelen

3. PV-Anlagen auf Freifläche: Bäuerinnen und Bauern haben drei Möglichkeiten Strom mittels Photovoltaik zu erzeugen und mindestens ebenso viele Möglichkeiten, den am Bauernhof generierten Strom zu verbrauchen.

Wie kommt sauberer Strom nun vom Bauern zum Strom-Verbraucher? Selbstversorgung: Bauernfamilien brauchen Strom für Haus und Hof. Sie können den eigenen Hof mit Sonnenstrom versorgen, oder die Schrotmühle, die Melkmaschine oder den Akku für die Motorsäge mit eigens erzeugtem Strom speisen.

Speichern: Kommt es in den sonnigen Sommermonaten zu Übermengen an Strom, kann dieser gespeichert und zu einem späteren Zeitpunkt verbraucht werden. Dazu muss eine Speicherkapazität für beispielsweise die Ladetankstelle des E-Staplers oder des E-Autos geschaffen werden.
Teilen: Der gewonnene Strom kann mit dem unmittelbaren Nachbarn oder der Gemeinde geteilt werden. Im Zuge von Erneuerbaren Energiegemeinschaften kann Strom mit anderen geteilt und so regional eingespeist und verwertet werden. Damit verkürzen wir die Wege vom Erzeuger zum Verbraucher und auch die Abhängigkeiten von Stromimporten aus dem Ausland werden geringer.